Werdegang und Umfang des Projektes

Der Bahnhof ist Symbol für die wirtschaftliche und industrielle Entwicklung von Wiesau. Eine weitere historische Bedeutung erlangte er in den Nachkriegsjahren als Anlaufstelle für die tausenden von Vertriebenen aus bestzten Gebieten. Die Funktion des Bahnhofs wandelte sich im Lauf der Jahrzehnte. Heute dient er als sicherer Verkehrsknotenpunkt für die Schüler des Beruflichen Schulzentrums des Landkreises Tirschenreuth sowie für viele Tages- und Wochenendpendler, welche mit dem Auto ankommen und mit der Bahn zum Heimat- oder Arbeitsort fahren.

Um das Gebäude mit dem umgebenden Flächen zukunftsfähig auszurichten wurde das Areal mit vielen Anstrengungen renoviert und für eine zeitgemäße Nutzung ertüchtigt. Aufgaben, welche eigentlich dem Betreiber der Bahnstrecke, "Deutsche Bahn" zuzuordnen wären. Der Bahnhof ist der einzige im Landkreis mit überregionaler Bedeutung. Beherbergen soll er einen Wartebereich für Bahnfahrer, ein Bistro, Raum für sozial bedeutende Organisationen wie dem VdK, Praxen, eine Bibliothek und Platz für die Jugend. Kostensteigerungen sind in den zurückliegenden Jahren nicht nur im öffentlichen Bereich unausweichlich gewesen, Corona und die Ukrainekriese verstärkten sie noch weiter. Das Maß der Kostensteigerung war im Vergleich mit ähnlichen Projekten sehr moderat. Es stellt sich eher die Frage, warum ausgerechnet dieses regionale Projekt in Wiesau mit landkreisweiter Bedeutung derart ins Zwielicht gerät. Am Haushalten mit öffentlichen Mitteln und an den massiven Anstrengungen des Marktes Wiesau kann es nicht liegen.


Stellungnahme des Marktes Wiesau:

Stellungnahme des Marktes Wiesau zur Aufnahme in das Schwarzbuch der Steuerzahler mit dem Projekt der Sanierung und Revitalisierung des Bahnhofsgebäudes nebst Umgriff

Das Hauptaugenmerk des diesjährigen Schwarzbuches liegt im Bereich der sog. Investitionsfolgekosten. Einzig die Investition bei einem Projekt ist noch nicht alles, da auch die Folgekosten im Unterhalt und Betrieb beachtet werden müssen. Dieser Herausforderung musste sich auch der Markt Wiesau beim Projekt der Sanierung und Revitalisierung des Bahnhofsgebäudes nebst Umgriff stellen.

Die anhand eines Architektenwettbewerbs zum Zuge kommende Planung wurde erstmals mit einer Kostenschätzung im Januar 2020 in Höhe von rund 8,2 Mio € veranschlagt. Danach erfolgte die Detailplanung mit den jeweiligen Fachplanern. Der Beginn der Maßnahme lag dann genau im Zeitraum während der Coronakrise, welche ja fast unmittelbar in die Ukrainekrise mündete. Dadurch fanden vor allem im Bausektor teils enorme Preissteigerungen bei den einzelnen Materialpreisen statt. Da das Projekt jedoch bereits in der Umsetzung war, verblieben als zwei Möglichkeiten nur, entweder das gesamte Projekt zu stoppen und das Gebäude als Bauruine stehen zu lassen, oder zu versuchen, die Preissteigerungen durch Anpassungen in den Ausführungen durch mögliche Einsparungen im Rahmen zu halten (z.B. Ausführung des Aufzuges in konventioneller Bauweise statt komplett in Glasausführung). Mögliche Einsparungen wurden unter der Prämisse, dass die Tauglichkeit und der Nutzungsfaktor des Gebäudes nicht beeinträchtigt werden, auf Umsetzung geprüft und dann auch so vorgenommen. Dazu kommt, dass mit der Gestaltung des Außenbereiches und des gesamten Umfelds mit der Neuschaffung des Park&Ride-Parkplatzes mit einer Überdachung der Stellplätze mit einer PV-Anlage und der kompletten Neugestaltung des Bereichs für den ÖPNV (Busverkehr; nunmehr 5 separate Busbuchten zum Ein- und Aussteigen) nunmehr ein zusätzlicher Mehrwert geschaffen wird, welcher in der Ursprungsplanung in der Größenordnung noch nicht so vorgesehen war. Vorsorglich wurden auch bereits im Bereich des Buswendebereiches Leerrohre mit eingebaut, so dass jederzeit die Errichtung von Stromladesäulen auch für elektrisch betriebene Busse möglich wäre. Alleine die Kosten für diesen Bereich liegen bei insgesamt rund 4,8 Mio €, welche n der Ursprungsplanung bei der ersten Kostenschätzung in Höhe von rund 8,2 Mio € noch nicht enthalten waren. Jedoch trägt gerade dieser Bereich im ÖPNV zu einer deutlichen Aufwertung des ÖPNV für den gesamten Landkreis bei. Dies war auch ein Grund, warum der Landkreis sich mit einem nicht unerheblichen Zuschuss in Höhe von 650.000,00 € an den Kosten des Projektes mit beteiligt hat. Da die Investitionsfolgekosten auch bei diesem Projekt im Auge behalten werden müssen, war von vornherein klar, weshalb hier ein Nutzungsszenario angestrebt werden soll, welches öffentliche und gewerbliche Bereiche gleichermaßen vorsieht, so dass sich die Unterhaltskosten durch absolut faire und marktübliche Mietkosten im gewerblichen Bereich im Rahmen halten. Noch dazu übernimmt der Markt Wiesau durch die Schaffung von geeigneten Infrastruktureinrichtungen wie einer öffentlichen „Wartehalle" und einer öffentlichen Toilettenanlage Aufgaben, welche eigentlich im Rahmen des Betriebs eines Bahnhofs zur Aufgabe des Bahnbetreibers gehören sollten. Hier schafft der Markt Wiesau mit dieser Sanierung und Revitalisierung ein Umfeld beim Bahnhof Wiesau,das es Bahnreisenden auch angenehm macht, dieses Verkehrsmittel nutzen zu können, sowie eine positive Visitenkarte bei Ankunft im Landkreis Tirschenreuth für den gesamten Landkreis abzugeben.

Insgesamt betrachtet ist dem Markt Wiesau durchaus bewusst, dass eine Kostensteigerung bei diesem Projekt stattgefunden hat. Es wäre aber nun zu blauäugig und zu einseitig, die Schuld hierfür einzig beim Markt Wiesau und der Umsetzung des Projektes zu suchen. Gerade in den letzten 5 Jahren (zwischen 2020 und 2025) kam es bei so gut wie allen umzusetzenden Projekten zu enormen Kosten- und Preissteigerungen, die teils noch dramatisch höher ausgefallen sind, als beim Projekt in Wiesau. Diese Tatsache lässt sich im ganzen Land, wie auch im eigenen Landkreis finden. Allerdings kann es auch nicht sinnvoll sein, gerade in Krisenzeiten auch die Investitionen der öffentlichen Hand massiv zurückzuschrauben und so die Wirtschaft noch weiter nach unten zu drücken. Ureigenste Aufgabe des gesamten öffentlichen Bereiches sollte gerade ein sog. antizyklisches Verhalten sein, um gezielt solchen falschen und teils dramatischen wirtschaftlichen Verwerfungen entgegenwirken zu können. Gleichwohl wird der Markt Wiesau das Projekt nach dem kompletten Abschluss nochmals Revue passieren lassen und evaluieren, so dass sich die hieraus zu gewinnenden Erkenntnisse in der Umsetzung von solchen Großprojekten für die Zukunft einarbeiten lassen.

Wiesau, den 30.09.2025

Toni Dutz, Erster Bürgermeister

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